BNE, Global Goals (SDG’s) – Was genau soll das sein? (Teil 2)

Nachdem im 1. Teil der Blog-Serie „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE)  und die Global Goals näher erläutert wurden, werden in diesem – Ziel Nr. 1 Keine Armut und Ziel Nr. 2 Keine Hungersnot –  und in den nachfolgenden Teilen die einzelnen Ziele genauer vorgestellt.  Wobei ich darauf hinweisen möchte, dass alle Ziele sehr eng miteinander verwoben sind und sie einander bedingen.

Bevor es nun weitergeht, stellen Sie sich vielleicht die Frage:

Wozu das Ganze?  – Es betrifft doch nicht mich oder meine pädagogische Arbeit.

Festzuhalten ist, dass BNE bereits in den deutschen Bildungsprogrammen aufgenommen wurde und fortwährend aktualisiert wird bzw. sogar einen immer höheren Stellenwert aufweist.

Doch wie sieht es in der Praxis aus?

Müssen die Pädagogen nicht schon genug leisten? –  Integration, Inklusion,  Dokumentationen, Beobachtungsverfahren, pädagogische Angebote und der pädagogische Alltag sowieso! Was denn noch alles?

Ich verstehe diese Überlegungen sehr gut, möchte jedoch einen Gedanken anfügen:

Wir leben auf PUMP!

So viele Erden bräuchten wir, wenn jeder so leben würde wie der durchschnittliche Deutsche! ( Footprint Deutschland)

Zum „Glück“ gibt es Länder wie Äthiopien oder Bangladesch, die weniger als ein Fünftel von dem verbrauchen, was die Deutschen im Durchschnitt an Naturverbrauch haben. (Living Planet Report 2016)

Da kommen wir auch schon zu dem Thema der Ungleichheit und dem ersten Ziel der Global Goals:

 

Ziel Nr. 1 Keine Armut

Erfolgreiche Bekämpfung der Armut weltweit

Vorab einige Fakten:

Der Durchschnittsdeutsche im Jahr 2016 (Handelsblatt):

Wofür?Ausgaben pro Monat
Wohnen und Nebenkosten (Durchschnittshaushalt)673 €
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke (Durchschnittshaushalt)285 €
Kleidung und Schuhe 107 €
Alkohol und Tabak 41 €
Verkehr -PKW101 €
Konsum (Durchschnittshaushalt)2375 €
Haushaltseinkommen3147 € (netto)

 

Bruttonationaleinkommen (2015) beliebige Auswahl:

LänderPro Kopf/pro Tag
Dem. Rep. Kongo1,1 $
Haiti2,2 $
Kambodscha2,9 $
Deutschland125 $
Singapur142 $
Norwegen256 $

 

Während eine Familie in Deutschland mit zwei Bruttoeinkommen durchschnittlich ca. 5000 $ monatlich zur Verfügung hat, bekommt eine Familie in der Dem. Rep. Kongo weniger als 60 $ pro Monat. Natürlich sind diese Einkommen im Verhältnis zum Preis für Lebensmittel etc. zu sehen, dennoch können extreme Ungleichheiten nicht geleugnet werden. Die Hälfte der Menschheit lebt in Armut. Dieses Ungleichgewicht soll u.a. mit dem ersten Ziel der Global Goals behoben werden, das wie folgt beschrieben wird:

  • Alle Menschen vor dem Risiko der Armut, wie z. B. durch Arbeitslosigkeit zu schützen, unterstützende Hilfen anzubieten und allen eine medizinische Versorgung zu garantieren. Dieser sogenannte „Sozialschutz“ dient vor allem der Unterstützung der Ärmsten und Schwächsten in der Gesellschaft.
  • Die verfügbaren Gelder und Ressourcen so zu verteilen, dass eine Sozialpolitik eingeführt bzw. verbessert werden kann. Eine gute Sozialpolitik sorgt dafür, dass Menschen mit weniger Geld trotzdem die gleiche Chance auf Grundleistungen, Arbeit, Grund und Boden sowie Technologie haben und ihnen beispielsweise auch die Gründung einer Firma ermöglicht wird.
  • Menschen, die weniger Geld besitzen, besser zu schützen vor den teils existenzbedrohenden Folgen von klimabedingten Katastrophen wie z. B. Überflutungen und Dürren, anderen wirtschaftlichen und sozialen Schlägen oder Umweltschäden.

Aber was kann ich denn nun tun? – Worlds Largest Lesson stellt dafür umfangreiche Lernmaterialien in Form von Comics, Unterrichtseinheiten, Bildern usw. zur Verfügung: u.a. „Die Welt, die wir uns wünschen.“

Es geht jedoch nicht ausschließlich darum Kinder und Schüler darüber zu informieren und zu bilden, sondern selbst aktiv als Vorbild zu agieren, mit Wertschätzung, Achtsamkeit und Hilfe im Alltag die verschiedenen sozialen Schichten zu erkennen und bei Bedarf zu handeln ohne den Anderen in Verlegenheit zu bringen.  In Deutschland leben ca. 2 Mio Kinder in Armut  (vgl. Bertelsmann Stiftung 2016) und nicht umsonst gibt es Organisationen, Vereine o.ä. wie das “Bunte Haus“ in Berlin. Dort können sich Familien mit weniger Kaufkraft kostenlos einkleiden oder mit alltäglichen Gegenständen versorgen, die erst durch Spenden von Mitmenschen möglich sind.

Wer arm ist, hat meistens begrenzte bis wenige Möglichkeiten sich ausreichend zu ernähren und damit wären wir bei

 

Ziel Nr. 2 Kein Hunger

Bekämpfung von Hunger, zuverlässige Verfügbarkeit von ausreichend nahrhaften Lebensmitteln, Verbesserung der Ernährungsgewohnheiten, Förderung nachhaltiger Landwirtschaft

Während in Deutschland jährlich 18 Mio Tonnen Lebensmittel weggeworfen werden, hungern Menschen in anderen Ländern (vgl. Spiegel Online). Um einen Eindruck davon zu bekommen wie viel die Menschen in den verschiedensten Ländern an Lebensmitteln pro Woche zur Verfügung haben,  hat sich der Fotograf Peter Menzel von Hungry Planet auf die Reise gemacht und hat Familien mit ihrem wöchentlichen Lebensmittelverbrauch abgelichtet.

Bsp. StudiBlog

Deutschland 325 $

Tschad 1,26 $

Ecuador 31 $

Alle Bilder sind im Buch Hungry Planet –  What the world eats einsehbar.

Folgend die Zielvorhaben des 2. Ziels:

  • Die mangelhafte Ernährung mit Hilfe von sozialen Maßnahmen zur Unterstützung von Kindern, Müttern und älteren Menschen zu bekämpfen.
  • Die Verfügbarkeit sicherer, nahrhafter Lebensmittel in ausreichenden Mengen rund ums Jahr zu garantieren.
  • Die Herstellung landwirtschaftlicher Produkte und das Einkommen der Kleinbauern, insbesondere von Frauen und Einheimischen, zu steigern. Dabei spielen der Schutz der Umwelt, eine biologische Artenvielfalt und die verfügbaren Ressourcen in den Regionen eine besondere Rolle.
  • Maßnahmen zu ergreifen, um Dürren, Überflutungen und andere (Natur-) Katastrophen zu verhindern.
  • Eine große Vielfalt von Saatgut, Feldfrüchten und Nutztieren (Haustiere und wildlebende) zu schützen und zu fördern.
  • Die Gewinne aus diesen Ressourcen werden gerecht verteilt.

Wir, Pädagogen und Eltern, können den Hunger der Welt vielleicht nicht beenden, aber wir können folgende Dinge in unserer pädagogischen Arbeit und Zuhause einfließen lassen, um die Lebensmittelverschwendung einzugrenzen:

  1. Nur so viele Lebensmittel kaufen, wie auch verzehrt werden können.
  2. Das eigene Essverhalten hinterfragen, z. B. Brauche ich jeden Tag zwei warme Mahlzeiten oder jeden Tag Fleisch? Wie viele Milchprodukte sind nötig?
  3. Darauf achten, woher unsere Lebensmittel stammen – regionale und saisonale Produkte sollten den Vorrang haben.  Bio-Produkte, (u. a. weniger Pestizide) sollten den Vorrang haben, das schont die Böden.
  4. Wie sind die Lebensmittel verpackt? Plastikverpackungen bzw. Verpackungen im Allgemeinen vermeiden.
  5. Die Kinder sollten sich eigenständig auffüllen dürfen, dabei einschätzen lernen, wie viel sie aufessen können und was eventuell im Müll landet. Mit den Kindern darüber reden, aber zwingen sie sie nicht aufzuessen. Auch wir Erwachsenen verschätzen uns gerne am Buffet.
  6. Gemeinsam in Ruhe mit den Kindern essen. Essen sollte ein Genuss sein und nicht nebenbei in Hektik geschehen.
  7. Mit den Kindern einen kleinen Garten anlegen. Egal ob Kräutergarten oder Gemüsebett. So lernen die Kinder u.a. den Wert von Lebensmitteln schätzen, wenn sie sehen wie viel Pflege und Zeit diese zum Wachsen brauchen.
  8. Reden Sie mit den Kindern über die Herkunft der Lebensmittel, z. B. Woher kommt eigentlich die Milch oder der Käse? Wie entsteht Brot?
  9. Kochen oder backen Sie gemeinsam mit den Kindern und sprechen Sie mit den Kindern über gesundes Essen.
  10. Ausflüge in landwirtschaftliche Betriebe sind ebenfalls eine gute Möglichkeit, um Kindern durch subjektive Erfahrungen über dieses Thema zu informieren.

Eine Vielzahl an Anregungen für den Alltag und die pädagogische Arbeit bieten u.a. Slow Food Deutschland, KUH + DU macht Schule oder auch Leuchtpol „Was macht die Kuh im Kühlschrank“.

Jeden Tag können wir ein bisschen mehr tun, um die Welt zu retten, wie heißt es so schön:

„Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.“

Der dritte Teil der Blog-Serie mit den weiteren Zielen der Global Goals folgt bald.