BNE, Global Goals (SDG’s) – Was genau soll das sein? (Teil 4)

 

Ziel Nr. 5 Gleichberechtigung der Geschlechter

Erreichen der Gleichberechtigung der Geschlechter durch die Stärkung von Frauen und Mädchen

„Ich wünsche mir nicht, dass Frauen Macht über Männer haben; sondern über sich selbst.“  Mary Wallstonecraft

Das größte Glück in meinem Leben war es, einen so wunderbaren Großvater zu haben. Mein Opa war immer mein Held. Die wichtigste Lebensweisheit, die er mir fürs Leben gab:

„Mach dich niemals abhängig von einem Mann. Du musst für dich selbst sorgen können.“

In meiner Familie waren die Frauen stets gleichberechtigt, sie gingen zur Schule, sie hatten Arbeit und der Haushalt wurde geteilt. Darüber gab es niemals eine Diskussion. Zudem lehrte mich meine Familie, im Besonderen mein Großvater, geschlechterübergreifende (wenn man in Klischees denkt) Fertigkeiten wie z.B. Handwerkern, Malern, Angeln usw. Es war ihm wichtig ein vielfältiges Repertoire an Fähigkeiten und eine gute Bildung mit ins Leben zu nehmen. Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeiten und Freiheiten. Leider haben heutzutage immer noch viele Mädchen und Frauen in dieser Welt nicht die gleichen Chancen wie sie mir zuteil wurden.

Zwei mittlerweile sehr bekannte Frauen – Waris Dirie und Malala Yousafzai – haben ihr Schicksal öffentlich gemacht und setzen sich weltweit für die Rechte von Frauen und Mädchen ein.

Waris Dirie erlitt im Alter von 5 Jahren eine Geschlechtsverstümmelung in Form von Infibulation (Geschlechtsteile werden zugenäht, es bleibt nur eine kleine stecknadelgroße Öffnung zum Urinieren, vgl. Deutsche Enzyklopädie ). Nachdem sie mit 13 Jahren zwangsverheiratet werden sollte, floh sie von ihrer Familie, meisterte viele Herausforderungen und wurde letztlich als Model in London entdeckt. Sie wurde Menschenrechtsaktivistin und von UN-Generalsekretär als Sonderbotschafterin im Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung ernannt. Nach Schätzungen der WHO werden 8000 Mädchen täglich diesen Grausamkeiten ausgesetzt. (Desert Flower Foundation)

Malala Yousafzai wurde 1997 in Pakistan geboren und engagierte sich bereits im Alter von 11 Jahren für die Rechte von Frauen und Kindern, u.a. für das Recht auf Bildung. Am 8. Oktober 2012 wurde sie aus diesem Grund in den Kopf geschossen, als sie sich auf dem Rückweg von der Schule in Swat befand. Sie überlebte dieses Attentat und wurde in einer Fachklinik in Großbritannien behandelt. Seither gilt sie als Symbolfigur für Freiheit und Bildung. (GEO)

Das sind nur zwei Schicksale in einer Welt, in der Frauen und Mädchen nur halb so viele Möglichkeiten und Rechte haben wie Männer.

Daher möchte ich an dieser Stelle einen weltweiten Überblick mit dem Global Gender Gap Report 2016 des World Economic Forum (WEF) geben. Der Global Index wird in vier Bereiche unterteilt: 1. Wirtschaftliche Teilhabe und Chance, 2. Bildungstand, 3. Gesundheit und Überlebenschance und 4. Politische Teilhabe. (World Economic Forum)

Globale Geschlechtsunterschiede (in der Tabelle bed. 100% = keine Unterschiede) Global Gender  Gap Report

Global Index

Rank /%
Länder
Wirtschaftliche Teilhabe und Chance in %Bildungsstand in %Gesundheit und Überlebenschance in %Politische Teilhabe in %
1 (87,4)Island80,61009771,9
2 (84,5)Finnland79,41009860,7
3 (84,2)Norwegen81,810097,457,6
4 (81,5)Schweden80,299,9 97,448,6
5 (80,0)Ruanda81,795,897,245,2
6 (79,7)Irland70,910097,950,2
7 (78,6)Philippinen78,010098,038,6
8 (78,6)Slowenien78,410097,338,5
9 (78,1)Neuseeland76,599,997,039,0
10 (78,9)Nicaragua63,210098,050,6
11(77,6)Schweiz74,599,397,439,1
12 (76,8)Burundi86,591,797,431,4
13 (76,6)Deutschland69,196,697,942,8
...
139 (58,7)Iran35,797,597,14,7
140 (58,7)Tschad66,761,896,89,3
141 (58,3)Saudi Arabien32,896,196,67,7
142 (56,7)Syrien27,396,397,06,3
143 (55,6)Pakistan32,081,196,712,7
144 (51,6)Jemen35,272,096,72,6

Es muss noch einiges passieren, damit Mädchen und Frauen auf der ganzen Welt gleichberechtigt sind, daher wurden von der UN mit dem Ziel Nr. 5 folgende Vorhaben definiert:

  • Weltweit alle Formen der Diskriminierung gegen Frauen und Mädchen zu bekämpfen.
  • Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu bekämpfen. Dazu gehören der illegale Menschenhandel, Sexhandel und andere Formen der Ausbeutung.
  • Alle Traditionen und Praktiken zu verhindern, die die körperliche, geistige und sexuelle Gesundheit von Frauen und Mädchen verletzen.
  • Frauen und Mädchen darin zu bestärken, dass sie dasselbe Recht haben, gehört zu werden. Und dass sie dieselben Möglichkeiten haben, sich an Politik, Wirtschaft und öffentlichem Leben zu beteiligen. Auch die Arbeit, die Frauen in Haushalt und Familie leisten, muss anerkannt werden.
  • Die Rechte von Frauen auf sexuelle Gesundheit und Wohlbefinden sowie auf eine selbstbestimmte Familienplanung zu schützen.
  • Gesetze zur Gleichberechtigung von Mann und Frau zu fördern. Dazu gehören auch Reformen, damit Frauen zu gleichen Bedingungen Grund und Boden, finanzielle Dienstleistungen, Erbschaften und Rohstoffe erwerben und besitzen können.

#Freedomforgirls

Für die praktische Anwendung, um dieses Thema zu vermitteln, gibt es wieder eine Unterrichtseinheit:

Mädchen und Frauen können oft keine Schule besuchen oder andere Arbeiten verrichten, da sie in von Wassermangel betroffenen Regionen für die Beschaffung des Trinkwassers verantwortlich sind und täglich viele Kilometer zu Fuß zurücklegen müssen. Das bedeutet für sie schlechtere Bildungs – sowie Zukunftschancen. (helles-köpfchen)

Damit wären wir auch schon beim nächsten Global Goal und müssen wieder feststellen, die einzelnen Goals bedingen einander.

 

Ziel Nr. 6 Sauberes Wasser und sanitäre  Einrichtungen 

Sicherstellung der Verfügbarkeit und nachhaltigen Verwaltung von Wasser und sanitären Einrichtungen für alle

Bereits im letzten Beitrag 3. Teil der Blog-Serie wurde unter dem Ziel Nr. 3 Gute Gesundheitsversorgung aufgeführt,  die Todesfälle in Folge der Verschmutzung von Wasser deutlich zu verringern.

Wasser ist essenziell für jedes Lebewesen auf diesem Planeten – für Menschen, Tiere, Pflanzen usw. Ohne Wasser ist Leben auf der Erde nicht möglich. Doch Wasser wird ebenso für Bewässerungen und die Produktion von Gütern benötigt. In Deutschland wird unser täglich verschmutztes Wasser durch gigantische Klärwerke gereinigt, doch das ist nicht in jedem Land so. In vielen Ländern herrscht Wassermangel oder die Gewässer sind stark verunreinigt. Insgesamt leiden über 2,5 Milliarden Menschen an Wasserknappheit.

Laut einer Studie des Internationalen Instituts für Wassermanagement (IWMI) wird dieser Wassermangel zu 98% vom Menschen selbst verursacht. Vor allem die Unmengen an Wasser, die für die Landwirtschaft, für Produktionsgüter, für die Industrie benötigt werden sowie die starken Umweltbelastungen durch Dünger, Pflanzenschutzmittel, und Chemikalien in der Textilindustrie, die in den meisten Fällen ungefiltert in die Flüsse und Seen gleitet werden, verursachen, diesen Wassermangel.


Besonders die reichen Industrienationen verfügen über Wasser im Überfluss und sind sich diesenLuxus oft nicht bewusst. Beispielsweise werden für die Herstellung einen Kilos Rindfleisch ca. 20.000l Wasser verbraucht, für ein Kilogramm Getreide 1.500l Wasser. (helles-köpfchen)

Jeder Deutsche verbraucht durchschnittlich täglich 122l für z.B. Baden, Duschen, Pflege, Wäschewaschen oder Toilettenspülung. (Statistica) Hinzukommen, etwa 1000l Wasser täglich für Industrie und Kraftwerke. (Quaschning, 2010) Weltweit werden 80 % der Abwässer nicht geklärt, so werden die Wasserressourcen nachhaltig verschmutzt und verursachen viele Krankheiten, unter denen vor allem Kinder leiden. (BMZ)

Daher wurden folgende Unterziele für Ziel Nr. 6 beschlossen:

  • Für alle Menschen sauberes Wasser zur Verfügung zu stellen.
  • Dafür zu sorgen, dass alle an das Abwasser angeschlossen sind (sichere, umweltfreundliche Abwasser- und Müllentsorgung) und über hygienische Sanitäranlangen verfügen.
  • Die Menschen umfassend über Hygiene und eine hygienische Lebensweise zu informieren.
  • Wasserwerte zu überwachen, damit die Verschmutzung vermindert wird. Es soll verhindert werden, dass Chemikalien und Schadstoffe ins Wasser abgelassen werden.
  • Den Umgang mit Wasser in der Wirtschaft sowie die Wiederverwertung von Wasser zu verbessern.
  • Jede Gemeinschaft in dem Bewusstsein zu stärken, dass jeder selbst eine aktive Rolle im Umgang mit Wasser und Abwasser spielt.
  • Wasserabhängige Ökosysteme zu schützen und wiederherzustellen. Dazu gehören Berge, Wälder, Feuchtgebiete, Flüsse, Seen und auch Bodenschichten, die Grundwasser leiten

Sicherlich werden sich viele fragen, inwieweit sie persönlich dazu beitragen können? Wir haben doch ausreichend Wasser und einmal weniger Duschen bewirkt nicht, dass auf der anderen Seite der Erde die Menschen mehr Wasser zur Verfügung haben. Das mag stimmen, dennoch ist es wichtig ein Bewusstsein für den Wasserverbrauch zu bekommen und vor allem für den virtuellen (versteckten) Verbrauch. Diesen können wir tatsächlich beeinflussen und der hilft den Menschen in Regionen mit Wassermangel auch real. Bedenken Sie, so gut wie jedes Produkt, dass wir konsumieren benötigt in der Herstellung in irgendeiner Weise Wasser, ob nun der Tee im Anbau, unsere Kleidung in der Herstellung oder in der Landwirtschaft zur Bewässerung. Darauf haben wir einen Einfluss, wir können unseren Konsum reduzieren und uns fragen, ob wir das wirklich zum Leben brauchen. Vielleicht testen Sie einfach mal ihren Wasserfußabdruck? – Waterfootprint (nur in Englisch)

Weiterführend gibt es eine Vielzahl von Unterrichtsmöglichkeiten (Grundschule, Sekundarstufe I+II) zu Themen wie: Wie viel Wasser braucht die Welt? Wie viel Wasser steckt in unseren Lebensmitteln?, finden Sie hier:

Die folgenden zwei Global Goals erscheinen im nächsten Blog-Beitrag.